Workshop-Bericht: Die Stärke von Design Thinking
von: Ursula Thomas-Stein, kategorien: News, datum: 19.12.2019
Unternehmen wie SAP, Swisscom oder Airbnb setzen Design Thinking erfolgreich als Innovations- oder Projektmethode ein. Die Theorie erklärte Allison Lerma, die als Digital Product Strategin arbeitet, im ersten Teil des Workshops von Women in Digital Basel; im praktischen Teil war interdisziplinäres Teamwork angesagt – und das brachte unsere Gruppe ins Gespräch und zu überraschenden Ergebnissen. Danke an die Dozentin und jetzt viel Spaß bei der Lektüre meines Workshop-Berichts!
Design Thinking – der Mensch steht im Fokus
Heute gibt einen richtigen Hype um Design Thinking, dabei wurde es schon Ende der 1980-er Jahre an der Stanford Universität in den USA entwickelt. Da passt es gut, dass die Kalifornierin Allison Lerma, die unter anderem an der Stanford University Graduate School of Business studiert hat, den Workshop leitet.
Gestartet werde immer damit, Bedürfnisse zu entdecken, sagt Lerma. Denn Design Thinking sei „human-centered“ – der Mensch steht im Fokus. Es gehe am Anfang nicht darum, was ein Unternehmen erreichen will, sondern darum, grundlegende oder unkonventionelle Erkenntnisse zu Kundenbedürfnissen zu gewinnen. Diese werden dann im Kontext des Unternehmens angeschaut: Welche Werte können wir daraus für das Unternehmen ableiten? Und wie können wir sie konkret umsetzen?
Ein gemischtes Team, ein Denkprozess
Design Thinking heißt wörtlich übersetzt Design denken. Es greift die Herangehensweise von Designern auf, die – wenn sie zum Beispiel ein Produkt gestalten – verschiedene Perspektiven einnehmen: Die des Nutzers, um alle gewünschten Funktionen nutzerfreundlich unterzubringen, die des Unternehmens, um das Produkt wiedererkennbar zu gestalten und nicht zuletzt die des Gestalters, der die optimale Formgebung finden will.
Die unterschiedlichen Perspektiven kommen hier durch ein bunt gemischtes Team ins Spiel – durch Fachleute aus verschiedenen Disziplinen. Es gibt eine offene Aufgabe, Herausforderungen, die benannt werden, aber keine festen Bedingungen. Design Thinking ist vor allem ein Denkprozess, der in vier Schritten voranschreitet und zum Schluss mit einem Prototyp oder einer Collage konkret wird.
Bedürfnisse entdecken – Erkenntnisse gewinnen – Brainstorming – Prototyp
Zuerst muss überhaupt das Problem gefunden werden. Die Gruppe sammelt: Informationen über die Kunden, Beobachtungen zum User Journey; führt Interviews mit der Zielgruppe, entdeckt Bedürfnisse; sucht nach Trends und Analogien in anderen Branchen – mit ähnlichen Fragestellungen. In dieser Phase werden die Fühler nach allen Seiten rund um das Unternehmen ausstreckt, aller Input wird zusammengetragen.
Die gesammelten Informationen werden offen und frei diskutiert. Was sind die Bedürfnisse oder Bauchwehthemen der Zielgruppe? Welche neuen Erkenntnisse lassen sich gewinnen? Sie werden zusammenfasst und als Herausforderungen definiert.
In einem Brainstorming werden zu jeder Herausforderung so viele Ideen wie möglich generiert. Die Grundregeln dazu: verrückte Ideen sind in Ordnung, Funktionalität oder Finanzierung sind unwichtig, es gibt keine schlechten Ideen.
Einer oder mehrere Vorschläge werden konkret umgesetzt, es wird „hands-on“ gearbeitet, gebastelt, collagiert, kreiert. Diese Prototypen – gleich welcher Art – können dann immer weiter verfeinert werden.
Unsere Praxisaufgabe: Ideen finden für eine Persona
Im Workshop bekommt unser Team eine Praxisaufgabe, die schon so weit vorbereitet ist, dass wir gleich mit dem dritten Schritt, dem Brainstorming einsteigen können. Wir, das ist – ganz passend für Design Thinking – ein gemischtes Team aus einer Medienwissenschaftlerin und Diplom-Technikerin, einer Designerin, einer UX-Marktforscherin und einer Texterin.
Wir entwickeln einzeln und zusammen Ideen zu den definierten Herausforderungen einer Persona, die ihre Karriereplanung optimieren will. Die Aufgabe ist also nicht an ein bestimmtes Unternehmen, Produkt oder eine Dienstleistung gebunden; es zeigt sich, dass auch bei einer freien Aufgabe schnell interessanter Input zusammenkommt. Unsere Ideen haben wir aufgeschrieben und diskutieren, wie wir sie am geschicktesten bündeln. Acht wesentliche Aspekte fassen wir zusammen. Die Persona hätte mit unserer Sammlung in der Tat schon einige gute und konkrete Ansätze für Ihr Vorhaben. Weitergedacht käme jetzt der Schritt des Prototyping – um ein konkretes Ergebnis zu gestalten. Zum Beispiel: die Ideen in konkrete Vorschläge umzuwandeln und zu präsentieren.
Design Thinking – die Stärke der gemischten Teams
Mein Fazit als Texterin: Für Kreative wie Designer oder Texter ist Design Thinking ein Denkprozess, der eigentlich bei jedem Projekt abläuft. Denn Kreative sind neugierig und lassen sich meist offen auf Neues ein, betrachten Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven, bringen die neu gewonnenen Erkenntnisse zusammen, was in die Arbeit einfließt. In unserer Runde war interessant, dass auch querlaufende Ideen aufkamen, die es bei einem echten Projekt, manchmal nicht so leicht haben. Vorschläge für die Persona wie: an einer Diskussionsrunde teilnehmen, einen Podcast beginnen, einen Blog schreiben oder KPIs zu installieren (Key Performance Indicators), um messbare Leistungswerte zu erzielen.
Genau hier zeigt sich die Stärke von Design Thinking als Innovationsmethode. Dadurch, dass unterschiedliche Fachleute an einen Tisch kommen, können sich zum Beispiel Kommunikations-Projekte insgesamt verbessern. Dann suchen die Experten eines Unternehmens und die Berater, UX-Designer und Texter von Digital- oder Web-Agenturen gemeinsam nach Lösungen. Hier kann durch interdisziplinäres Teamwork besonders viel Mehrwert entstehen – wenn das Team frei arbeiten darf.
Danke an Allison Lerma, mein tolles Team und Women in Digital Basel für diesen Workshop – übrigens in englischer Sprache!
Mehr Infos zu Women in Digital Basel gibt es hier:
https://www.meetup.com/de-DE/Women-in-Digital-Basel/events/